Ausstellungstexte: ein ganz eigenes Genre der Textproduktion?

Zu Beginn des 1. Textworkshops am vergangenen Dienstag wurde ein roter Apfel auf den Tisch gelegt. Das mag dem Einen oder Anderen vielleicht unspektakulär erscheinen, aber nun gut. Doch wie kommt es, dass der Apfel mit Eva und dem Paradies in Zusammenhang gebracht wird? Ein Apfel ist schließlich „nur“ ein Apfel. Offenbar hat aber Angela Jannelli, eine der leitenden Kuratorinnen des Stadtlabor unterwegs im Gallus, den Teilnehmer*innen damit einen Denkanstoß in verschiedene Richtungen gegeben.

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Wir übertragen das Apfel-Beispiel auf die Frage „Wie schreibe ich einen Ausstellungstext und was muss ich dabei berücksichtigen?“ Haben Sie gewusst, dass Ausstellungstexte ein eigenes Genre bilden, das eigenen Regeln der Rezeption, Sprache und grafischer Gestaltung folgt? Ich jedenfalls nicht.

Für eine Ausstellung ist es durchaus hilfreich, einen Text zu schreiben, um einen Bezug zur Ausstellung herzustellen. Sie müssen aber stets bedenken, dass der Leser Ihren Ausstellungstext unterschiedlich rezipieren wird. Primär dient der Text dem Leser als Anregung, sich zu einer bestimmten Frage Gedanken zu machen. Dabei können Sie nicht die Gedanken des Betrachters steuern. Daran ist gewiss nichts auszusetzen!

Auf keinen Fall sollte der Besucher der Ausstellung bzw. „Empfänger“ der Ausstellungstexte mit viel Text konfrontiert werden. Schließlich besucht niemand eine Ausstellung, um zu lesen. Im Vordergrund stehen immer (!) die Exponate. Ausstellungstexte haben eher einen hintergründigen Charakter.

Damit möchte ich aber niemandem Angst machen. Im Gegenteil: Zwar ist das Schreiben von Ausstellungstexten mit kleineren Herausforderungen verbunden, aber durchaus zu meistern. Auf diesem Weg werden Sie die Kuratorinnen begleiten und unterstützen.

Fazit: Ein durch und durch hilfreicher Workshop!

 

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Anhand von kleineren Experimenten konnten die Stadtlaborantinnen und Stadtlaboranten „erleben“, wie umfangreiche Ausstellungstexte auf den Besucher wirken.

Die Projekte nehmen Gestalt an

Seit Oktober sind wir jeden Donnerstag Nachmittag vor Ort im Gallus. Für die „kuratorische Beratung“ haben wir ein temporäres Büro im Quäkerpavillon eröffnet, das wir dank der Initiative „Soziale Stadt“ nutzen können. Viele Teilnehmer*innen (die wir ja Co-Kurator*innen nennen) nutzten bisher diese Möglichkeit, sich bei der Konkretisierung ihrer Ausstellungsbeiträge von uns beraten zu lassen.

Hier nur mal ein kurzer Zwischenstand, was so alles geplant ist: Dirk Schneider von der Initiative „Kind im Gallus“ nimmt sich des Themas der Lebensmittelversorgung und des Kochens an. Geplant sind Kochaktionen mit saisonalen Lebensmitteln sowie Fotos von heutigen „Frankfurter Küchen“. Die ABG beteiligt sich auch gleich mit mehreren Projekten: Sie öffnen zum einen ihre Archive für Recherchen, z.B. zu den frühreren Geschäften in den von der ABG verwalteten Siedlungen. Zur alten und neuen Hellerhofsiedlung wird es Blätterbücher geben und ein Buch über die aktuellen Sanierungsmaßnahmen. Last but not least – und wir drücken die Daumen, dass das auch wirklich klappt! – würde sie uns vielleicht auch eine original Frankfurt Küche leihen! Das wäre in tolles Pendant zu den aktuellen Küchen-Fotos von Herrn Schneider!

Von der Geschichtswerkstatt hören wir auch viel: Frau Ullrich wird ihre wunderschönen s/w-Fotos des alten Güterbahnhofs ausstellen – unvorstellbar, wenn man heute durch das neu gebaute Europaviertel fährt, das ja gerade von den neuen Bewohner in Besitz genomlmen wird! Das Ehepaar Emrich hat unsere Sammlung durchforstet und will einen Ausstellungsbeitrag zur Darstellung des Gallus auf historischen Karten beisteuern. Mit einem Teil der Industriegeschichte, nämlich der Firma Bünte & Remmler beschäftigt sich Elke Peters, die sozusagen als Gast aus Ginnheim auch bei diesem Stadtlabor unterwegs  ist!

Wie das Gallus sich für Jugendliche darstellt, wird die JugendKulturWerkstatt Gallus in mehreren Projekten zeigen, die allesamt eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Stadtteil sind.

Für einen kleinen Einblick muss das vorerst reichen! Am aktuellen Stadtlabor sind noch viel mehr Personen und Initiativen als Co-Kurator*innen beteiligt als die eben genannten! Ihre Beiträge sollen hier bald auch kurz skizziert werden. In diesem Sinne: auf bald!